Was hinter dem Projekt steckt:

Wofür steht „Luisa ist hier!“?

Luisa ist ein Hilfsangebot für Frauen in der Partyszene. Mit der Frage „Ist Luisa hier?“ können sich Frauen an das Personal wenden und bekommen unmittelbar und diskret Hilfe. Wenn eine Frau nach Luisa fragt, bietet das geschulte Thekenpersonal ihr einen Rückzugsort. An diesem Rückzugsort wird dann das weitere Vorgehen mit der Frau besprochen und hängt demnach ganz davon ab, welche Hilfemöglichkeit die Frau in der konkreten Situation in Anspruch nehmen möchte. So kann zum Beispiel ein Taxi gerufen werden, es können auch ihre Freunde im Club gesucht werden oder jemand kann ihre Sachen von der Garderobe abholen etc. Luisa hilft nicht nur in konkreten Situationen, bereits die Möglichkeit der niedrigschwelligen Hilfe gibt Frauen schon ein Gefühl der Sicherheit. Außerdem setzten die Gastronomen durch eine Teilnahme das Signal, dass in ihrer Örtlichkeit kein Platz für Übergriffe und Gewalt ist.

In welchen Situationen kann nach Luisa gefragt werden?

Die Frauen können nach Luisa fragen, wenn sie sich in einer Situation unsicher oder unwohl fühlen. So soll das Hilfsangebot bereits möglichst früh ansetzen. Ein Unsicherheitsgefühl, z.B. weil man angestarrt wird oder ein ungutes ‚Bauchgefühl‘, z.B. während eines Dates reichen aus, um sich mit dem Code an das Thekenpersonal zu wenden. Die Situation muss nicht ausgehalten werden, bis etwas „Schlimmeres“ passiert, sondern kann bereits bei einem unguten Gefühl beendet werden. Natürlich kann der Code auch genutzt werden, wenn die Frau sexuelle Belästigung, Gewalt oder Bedrohung erlebt hat.

Warum ein Code?

Der Code soll die Hemmschwelle senken, sich Hilfe zu holen. Gerade in Kneipen und Clubs, wo es häufig sehr laut ist, kann es unangenehm sein einen Vorfall über die Theke zu rufen und damit auch die Aufmerksamkeit anderer Gäste auf sich zu ziehen. Mit einem Code kann unauffällig und diskret Hilfe gesucht werden. Besonders wichtig ist in diesem Zuge, dass das Personal nicht nachhakt, warum die Frau nach Luisa fragt. Die Frage nach Luisa ermöglicht so, dass sich die Frau schon mit einem schlechten Bauchgefühl Hilfe holen kann. Hinzu kommt, dass die Frauen und auch das Thekenpersonal die Situation der Frau nicht beurteilen. Die Frau muss nicht über den Vorfall reden und ihn vor einer fremden Person schildern. Zudem muss sie nicht bewerten, ob er nun auch für Außenstehende "schlimm genug" war. Vielmehr bekommt die Frau Hilfe, sobald sie selbst sich unwohl oder bedrängt fühlt, unabhängig davon, wie andere ihre Situation bewerten würden.

Warum der Name Luisa?

Der Name Luisa beinhaltet einen Kopfton, das heißt, dass er auch in einer lauten Umgebung leicht verständlich ist. Außerdem bedeutet er die Kämpferin.

Wie kam es zu der Idee?

Die Beratungsstelle Frauen-Notruf Münster e.V. hat über soziale Medien von einer ähnlichen Aktion in England erfahren. Dort lief eine Kampagne unter dem Namen “#Ask for Angela“, bei der Frauen ein Weg aus unangenehmen Tinder-Dates geschaffen werden sollte. Die Mitarbeiterinnen des Frauen-Notrufs e.V. haben daraufhin die Kampagne anhand der Bedarfe in Münster modifiziert, das Konzept entwickelt und alle Materialien dazu entworfen. In Münster läuft die Luisa-Kampagne seit Dezember 2016.

Wie wurden die MitarbeiterInnen geschult?

Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Frauen-Notruf Münster e.V. führen die Mitarbeiterschulungen in Münster durch. Die Mitarbeiterschulungen finden in der Regel auf den Mitarbeiterversammlungen statt. Eine Mitarbeiterin des Frauen-Notrufs e.V. erläutert die Hintergründe und Grundsätze der Luisa-Kampagne und geht mit den MitarbeiterInnen der Gastronomie die Punkte des Handlungsleitfadens durch. Hinzu werden die Möglichkeiten bezüglich der örtlichen Gegebenheiten besprochen. Beispielsweise: Kann ein Taxi vor die Haustür fahren? Wenn nicht, wo ist der nächste Taxistand? Wie kommt die Frau dorthin? Welcher Raum kann als Rückzugsort dienen? Wo können die Handlungsleitfäden ausgelegt werden?

Wie häufig wurde schon nach Luisa gefragt?

In Münster halten wir nicht statistisch nach, wie häufig in den Kneipen nach Luisa gefragt wird. Teilweise bekommen wir positive Rückmeldungen in informellen Gesprächen mit den Gastronomen. Letztendlich messen wir den Erfolg der Kampagne aber auch nicht daran, wie häufig nach Luisa gefragt wird. Mit der Kampagne sollen vor allem auch sichere Orte für die Frauen geschaffen werden, und wir wollen auf das Thema in der Öffentlichkeit aufmerksam machen.

Typische Rückfrage: Warum wir nicht der Mann verwiesen, sondern die Frau muss gehen?

Die Luisa-Kampagne ist ein Hilfsangebot für Frauen. Die Frauen sollen in Situationen, in denen sie sich unwohl fühlen, wissen, dass sie diskret und unauffällig die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Frau die Kneipe verlassen muss. Sie kann die Kneipe verlassen, wenn es ihr Wunsch ist. Die Hilfe kann aber auch in anderer Form erfolgen, indem zum Beispiel ihre Freunde gesucht werden. Ob der Mann der Kneipe verwiesen wird oder nicht, ist nicht Teil der Luisa-Kampagne. Dabei schließt das eine das andere jedoch nicht aus. Selbstverständlich kann ein Mann auch ein Hausverbot bekommen. Die Entscheidung, ob ein Mann die Gastronomie verlassen muss, liegt jedoch außerhalb der Kampagne bei den Gastronomen.
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